Fast zehn Prozent vom deutschen BIP - Factoring: Stabilisator in Krisenzeiten
Berlin, 10. Mai 2023 - Das Factoring wächst weiter: Nach anfänglichen Aufschwüngen nach der Pandemie und Abschwüngen zum Jahresende durch den Ukraine-Krieg erzielte Deutschland im Jahr 2022 ein moderates Wachstum des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent.
Wie bereits in den vergangenen Jahren konnte die Factoring-Branche im Berichtsjahr am Wachstum überproportional teilhaben und einen Umsatzzuwachs von über 20 Prozent auf nunmehr insgesamt 372,9 Mrd. Euro erzielen. Hieraus resultiert auch ein weiterer Anstieg der Factoring-Quote (Verhältnis zwischen angekauftem Factoring-Forderungsvolumen und dem BIP) auf nun 9,7 Prozent. Dieser neue Rekordwert mit klarem Fokus auf die 10 Prozent-Quote zeigt, dass Factoring neben dem wesentlichen Beitrag als Stabilisator in Krisenzeiten auch ein elementarer und stetig wachsender Bestandteil der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft sowie des Finanzierungsmix geworden ist. So nutzten Im Berichtsjahr über 105.000 Kunden die Finanzdienstleistung Factoring.
„Nicht nur der Factoring-Umsatz, sondern auch die Factoring-Quote wächst trotz Krisenzeiten stetig weiter, stabilisiert die Wirtschaft und nimmt die Zehn-Prozent-Hürde ins Auge“, resümiert Michael Menke, Sprecher des Vorstandes des Deutschen Factoring-Verbands e.V..
Treiber der positiven Entwicklung des Factoring-Umsatzes war neben dem nationalen Geschäft mit einem Wachstum von 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr das internationale Geschäft mit einem Wachstum von 23,7 Prozent: Im Export-Factoring ließ sich ein Umsatzwachstum von 24,1 Prozent (auf nunmehr 102,7 Mrd. Euro) generieren. Das Import-Factoring-Volumen betrug im Berichtsjahr 6,5 Mrd. Euro (Anstieg von 17,5 Prozent).
„Factoring hat - wie auch in den letzten Jahren – alle Unternehmensgrößen als Stabilisator durch die aktuellen Herausforderungen begleitet,“ erklärt Menke. Während der Kundenanteil im KMU-Finanzierungsbereich (Unternehmensgrößen bis zu 10 Mio. Euro Umsatz mit 94,1 Prozent) sowie im mittleren Kunden-Segment (Unternehmen von 10 bis 50 Mio. Euro Umsatz mit 3,5 Prozent) marginale Rückgänge zu verzeichnen hatte, konnte sich der Kundenanteil bei den großvolumigen Kunden (Unternehmen ab 50 Mio. Euro Umsatz) auf 2,4 Prozent steigern.
Sowohl im nationalen als auch im internationalen Geschäft bleibt die Entwicklung für 2023 abzuwarten. Prognosen zufolge ist während des Ukraine-Krieges, kombiniert mit der Energiepreisunsicherheit, zunehmenden aufsichtsrechtlichen Vorgaben, Inflation und steigenden Zinsen, ein stagnierendes bzw. minimal schrumpfendes BIP sowie eine schwächere Weltwirtschaft zu erwarten. Wurden die Konjunkturerwartungen der Mitgliedsunternehmen für das vergangene Jahr mit der durchschnittlichen Gesamtnote (Schulnote) 2,2 bewertet, ist es für 2023 eine 2,5, die sich analog zu den erwähnten Prognosen geringfügig verschlechterte.
Zukunftschancen
Richtungsweisend ist die stetig zunehmende Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen. Diese werden auch zukünftig die Unternehmen in Ihrem Handeln beeinflussen. Aufgrund der neuesten Entwicklungen, insbesondere durch die im ersten Halbjahr 2023 erwartete Veröffentlichung der 7. MaRisk-Novelle, hat die ESG-Thematik nicht nur wie bisher vorrangig für die großen Unternehmen regulatorische Verbindlichkeit, sondern wird künftig für alle Factoring-Anbieter, unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit, verbindlich werden. Für die Factoring-Branche bedeutet dies, dass ihr weiterhin eine wesentliche Rolle in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zukommt, mitsamt allen Chancen und Herausforderungen.
Der Deutsche Factoring-Verband vertritt gegenwärtig 44 Mitglieder mit rund 98 Prozent des verbandlich organisierten Factoring-Umsatzes in Deutschland. Die angegebenen Zahlen sind daher als Benchmark für die gesamte Branche repräsentativ.
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